Hund sein

Der Unterschied zwischen Hund und Wolf

Hunde sind keine Wölfe. Sie stammen vom Wolf ab, aber unterscheiden sich von Wölfen durch ihre angeborene Zahmheit und erstaunliche Anpassung and das Zusammenleben mit dem Menschen.

Der Hund stammt ausschließlich vom Wolf (Canis lupus) ab - das steht fest. Aber ob der Mensch jemals den Wolf domestiziert hat ist nicht klar. Auch wie lange es Hunde schon gibt, ist nicht sicher. Manche Forscher datierten ihr Alter der auf bis zu 130 000 Jahre. Diese Schätzung wurde mittlerweile auf etwa 40 000 Jahre korrigiert.

Früher ging man davon aus, dass die ersten Hunde vor etwa 14000 Jahren lebten. Es gibt keine Fossilienfunde, die älter sind und eindeutig Hunden zugeordnet werden können. Wenn es vor 14 000 Jahren aber schon welche gab, müssen sie vorher entstanden sein. Das deckt sich mit modernen, molekularbiologisch ermittelten Werten. Die sagen, dass Hunde vor etwa 40 000 Jahren aufkamen.

Aber egal, ob es nun 14 000 oder 140 000 Jahre waren - was ist in der Zwischenzeit mit den Wölfen passiert?

Auf dem Weg vom Wolf zum Hund sind die Wölfe in erster Linie geschrumpft. Fast alles an Hunden ist zierlicher als beim Wolf. Die Zähne sind kleiner. Auch die Köpfe und Gehirne. Das ist vermutlich eine Anpassung an das Leben im Schutz (oder Schatten) des Menschen. Verkleinerung - vor allem des Gehirns - ist eine typische Domestikationserscheinung. Gehirne sind "teure" Organe, die sehr viel Energie benötigen. Wenn man sich ein kleineres leisten kann - prima.

Hunden wird wegen ihres kleineren Gehirns oft unterstellt, "dümmer" zu sein als Wölfe. Sie stellen sich ungeschickter an, wenn es darum geht, Probleme zu lösen. Das "logische" Denken von Hunden ist weniger ausgeprägt, als das von Wölfen. Sie müssen auch wirklich nicht so viel denken wie ein Wolf. Das macht der Mensch meist für sie. Haushunde haben eine perfekte Problemlösungsstrategie entwickelt: Sie werfen ihrem Menschen einen Hundeblick zu... und der Mensch wird's dann schon richten.

die ewigen Welpen...

Hunde entwickelten sich in unserer Obhut zu ewigen Welpen. Auch als Erwachsene bewahren sie kindliche Merkmale, wie große Augen und einen runden Kopf. Das Beibehalten jugendlicher Merkmale eines erwachsenen Tieres nennt man Neotenie. Bei Hunden ist vor allem das Verhalten davon betroffen. Manche Verhaltensweisen reifen nicht. Erwachsene Haushunde sehen ein bisschen aus wie Welpen und benehmen sich so.

Deshalb sind unsere Haushunde stubenrein. Nur jugendliche Wölfe halten ihre Nester rein - erwachsene erleichtern sich, wo sie stehen und gehen. Auch das Bellen ist eine Verhaltensweise, die bei Wölfen nur in der Jugend auftritt. Die Lautäußerungen unserer Haushunde sind auch vielfältiger als die der Wölfe. Womöglich wieder eine Anpassunng an das Zusammenleben mit dem Menschen, der sie richtig interpretieren kann.

Die Wurzeln unseres Umgangs mit Hunden stammen aus dem Elternverhalten. Wir behandeln Hunde wie Kleinkinder. Wir sprechen auch so mit ihnen. Und das, obwohl wir wissen, dass der Hund uns gar nicht versteht... Wir können einfach nicht anders.

ABER: Der Hund tut doch meist geanu das, was wir sagen und es sieht so aus, als verstünde er jedes Wort. Wie macht er das?

Humanethologe Hund

Fido ist ein ausgezeichneter Humanethologe. Das ist ein Wissenschaftler, der das Verhalten von Menschen erforscht. Das ist seine allergrößte Stärke. Er hat sensationelle Fähigkeiten im Zusammenleben mit seinem "Haustier" Mensch erworben. Er übertrifft damit auch Kleinkinder und Menschenaffen. Den Menschen im Auge zu behalten hat sich für Fido offensichtlich gelohnt.

Obwohl die Mimik aller Säugetiere sich ähnelt - schließlich sind wir verwandt - ist unsere Mimik manchmal recht gegensätzlich. Eigentlich müssten wir "wie Hund und Katz" sein. Wenn wir freundlich sind, wenden wir uns dem Gegenüber zu, sehen ihn an und zeigen ihm sogar die Zähne. Das tun Hunde nur, wenn sie ausgesprochen unfreundlich sind. In Hundeprobleme - Problemhunde? Ratgeber für die bessere Erziehung zeigt Anders Hallgren das Foto eines Mannes, der sich eigentlich freundlich lächelnd zu einem Hund herabbeugt - aus Hundeperspektive. Und plötzlich ist man Hund und weiß gar nicht mehr so recht, ob er einem nicht doch noch an die Gurgel will - der Mann. Auch andere Gesten sind nicht ganz konform mit dem Hundeknigge. Wenn Menschen sich umarmen, sind sie eigentlich nett zueinender. Für Fido ist das allerdinge eine eher aggressive Handlung - und er mag es gar nicht, umarmt zu werden. In Liebst du mich auch?: Die Gefühlswelt bei Mensch und Hund zeigt Patricia McConnell einige "Exemplare", die gerade umarmt werden. Und ihre Gesichter sprechen Bände.

Aber Fido hat gelernt, die Zähne zusammenzubeißen. Und das, ohne vorher irgendwelche Gliedmaßen zu umfassen... ;-)

Neuere Forschungsergebnisse haben gezeigt, dass der Unterschied zwischen Wolf und Hund verhaltensgenetisch bedingt ist. Im Gehirn von Wölfen - aber auch aggressiven Hunden - sind einige Gene stärker aktiv. Manche dieser Gene sind wiederum Regulatoren Aktivität anderer Gene...